Interpretation zu einem Artikel, erschienen im EnBW Magazin "das Magazin" 03/06, von Utz Claassen
Nur knapp über ein Jahr ist es her, da stimmten ca. 70% der deutschen Bevölkerung für einen Atomausstieg (Umfrage im Auftrag von Greenpeace). Nun sind es etwas weniger, aber dennoch: die Mehrheit hält am Ausstieg fest. Prof. Dr. Utz Claassen, Vorstand der EnBW, dem drittgrößten Energieunternehmen in Deutschland, versucht in einem Artikel, aus dem ich einen Ausschnitt im folgenden behandeln werde, von der Notwendigkeit der Erhaltung und Modernisierung von Atomkraft zu überzeugen.
Der erste Abschnitt des Textes gibt grob zu verstehen, was die herausstechendsten Nachteile des geplanten Ausstiegs sind. Die Vorteile verlängerter Laufzeiten von AKWs sind der Inhalt des zweiten Abschnitts. Im dritten Sinnabschnitt behauptet Herr Claassen, dass durch einen übereilten Ausstieg eine zu starke Fixierung auf Kohlekraft entstehen könnte. Dieser Sinnabschnitt ist nicht, wie der zweite, durch einen Zeilenumbruch vom vorangegangenen abgetrennt.
Würden wir uns, wie Claassen behauptet, von der globalen Entwicklung abkoppeln, wenn wir aus der Atomenergie aussteigen? Es ist Fakt, dass in unseren Tagen wieder mehr Staaten den Einstieg bzw. die Aufrüstung mit AKWs planen, aber wäre es denn schlimm, es ihnen nicht gleich zu tun? Wir würden, wie Claassen behauptet, mit deutlich höherem CO2 Ausstoß, drastisch höheren Strompreisen und ca. 30 Milliarden Verlust für diesen "Leichtsinn" bezahlen. Mir stellt sich zu allererst die Frage, was man, unter umweltpolitischen Gesichtspunkten betrachtet, lieber anstreben sollte: strahlenden Müll oder CO2, das ja auch bei der Anreicherung des Urans für die "saubere" gelbe Energie produziert wird. Nach meinem jetzigen Verständnis muss ich wohl zu der gelben Energie tendieren, da ich von verschiedenen Techniken gehört habe, die den lange strahlenden Müll in kurz strahlenden verwandeln. Diese Techniken sind noch nicht in wirtschaftlich rentabler Form verfügbar, aber ich habe gehört, dass es im Bereich des Treibhauseffekts nichts Vergleichbares gibt. Ob nun drastisch höhere Strompreise und 30 Milliarden Verlust oder nicht, lässt sich für mich nicht beurteilen. Herr Claassen versucht zumindest in diesem Ausschnitt seines Textes nichts, um mir diese Behauptungen verständlich zu machen. Die beißende Ironie, mit der er die angebliche Fehlkalkulation am Ende des ersten Abschnitts darstellt, hätte er sich sparen können, statt dessen lieber weitere argumentative Ausführungen machen sollen. Ebenso verhält es sich mit dem Anfang des zweiten Abschnitts, in dem er beteuert, dass man, wenn Gesellschaft, Politik und das Wählervolk es so möchten, es auch so tun sollte. Zweifellos versucht er so, seine Leser herauszufordern, um eventuell voreilige Schlüsse und Meinungsänderungen herbeizuführen. Ich persönlich fühle mich dadurch aber nur genervt. [Stiel]
Auch die Wiederholung der Behauptungen des ersten Abschnitts, wenn auch in etwas anderer Form, machen die Sachlage keinesfalls klarer. Klar ist, dass man der Wirtschaft etwas Gutes tut, wenn die Strompreise niedrig bleiben und klar ist, dass man das momentane Klima erhält, wenn man wenig Treibgas produziert. Der Gedanke, dass wenn sich die Wirtschaft durch hohe Strompreise auf die Füße getreten fühlt, auch die Arbeitnehmer leiden, ist auch nicht sonderlich weit hergeholt, allerdings ist dieser Gedanke ohne Dimensionierung fast wertlos und angesichts unserer momentanen Arbeitslosenzahlen reine Polemik. [Begründung?]
Im dritten Abschnitt geht es um eine mögliche Fixierung auf fossile Brennstoffe durch den voreiligen Ausstieg. Letztendlich zielt dies erneut auf eine schon am Anfang des Textes aufgeworfene Frage ab: CO2 oder Atommüll. Insofern ist auch dieser Abschnitt nicht lesenswert. Einige eigene Gedanken, die mir beim Lesen dieses Textes durch den Kopf gingen, möchte ich hier noch anfügen: Jeder weiß von dem starken Anstieg der Ölpreise und fast jeder weiß, dass das Öl vorrangig in instabilen Ländern (Irak, Iran) gefördert wird. Eine Abhängigkeit von diesen Brennstoffen wäre also stark nachteilig. Das für mich stärkste Argument gegen den Ausstieg ist die Kernfusion, eine andere Art der Kernenergie. Momentan ist die Fachwelt sich zwar noch nicht einig, ob eine kommerzielle Nutzung überhaupt möglich ist, aber einige Wissenschaftler wollen bis 2040 den proof-of-concept liefern, dass ein rentabler Einsatz doch möglich ist. Die Kernfusion wäre eine Art der Energiegewinnung, die radioaktiven Müll mit einer Halbwertszeit von ca. 12 Jahren und sonst keine Schadstoffe produziert. Auch würde ein solches Kraftwerk nur schwer explodieren können. Man hätte letztendlich also die Vorteile der Kernspaltung ohne die Nachteile. Schon allein die Aussicht auf eine solche Energiequelle ist für mich ein Grund, gegen den Kernenergieausstieg zu sein.
12 Notenpunkte
Bemerkung des Lehrers:
Zu wenig Analyse und Textauseinandersetzung.
Worüber spricht Claassen nicht? Welche wichtigen Aspekte der Problematik fehlen?
Gut ist diese Reduktion: CO2 oder Atommüll.
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Author:
Per Guth
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