Ferdinand besucht Luise zuhause, beide fröhnen dem verbalen Liebesspiel: Ferdinand verkündet seine bzw. fordert Luises bedingungslose Liebe. Doch Luise begegnet ihm mit düsteren Vorahnungen ihre gemeinsame Zukunft betreffend: „man trenne sie“, äußert sie sinngemäß woraufhin Ferdinand sich zu ihrem Schutzengel aufschwingt, verspricht sich zwischen sie und das Schicksal zu werfen. Luise unterbricht ihn in seiner Rede, äußert, Ferdinand habe Feuerbrand in ihr Herz geworfen, und geht ab.

Die vierte Szene des ersten Aktes gehört noch zur vorbereitenden Phase des Stücks. Nachdem der Leser beziehungsweise der Zuschauer mit Sekretär Wurms, Frau und Herr Millers Meinung im Hinblick auf Luises Beziehung zu Ferdinand beziehungsweise Luises sakraler Liebe [?] zu ihm und ihren rational begründeten Zweifeln an einem glücklichen Verlauf derselben vertraut gemacht wurde, tritt nun zum ersten Mal Ferdinand auf zu und zeigt, dass seine Liebe zu Luise ebenfalls ein absolutes Gefühl darstellt, er allerdings keinerlei Zweifel an einem glücklichen Verlauf dieser Stände übergreifenden Beziehung hegt. Ferdinand hält sich für befähigt sich über jeglichen gesellschaftlichen Widerstand hinwegzusetzen und bringt durch seine Behauptung, sich gegen das Schicksal stellen zu können, jene naive Lebenseinstellung alles haben und erreichen zu können, welche er sich durch das wohl widerstandslose Leben am Hofe seines Vaters angeeignet hat, zum Ausdruck.
Luise kann seinen Worten nicht ganz Glauben schenken, hat sie sich doch in der vorherigen Szene, im Gespräch mit ihrem Vater, Ferdinand entsagt. Es zeigt sich ihr innerer Konflikt zwischen rationalen Zweifeln, geäußert durch „einen Dolch über dir und mir! - Man trennt uns!“(Z.11), und irrationalen Liebesgefühlen, deren sakraler Charakter durch paradoxe Aussagen wie [Ausdruck,...] „ich wußte von keinem Gott mehr, und doch hat ich ihn nie so geliebt“, in Szene drei des gleichen Aktes (Z.20), veranschaulicht wird.
Diese vierte Szene dient nicht nur der Charakterisierung, sie schlägt auch eine Brücke zur siebten Szene des fünften Aktes, indem Ferdinand äußert, Luise an seinem Arm durchs Leben führen zu wollen und das die Liebe die letzte Hand an seine Seele lege, denn letzendlich ist es seine verzweifelte, enttäuschte Liebe, die die letzte Hand an Luises Seele legt, sie umbringt und sie so durch „seinen Arm“ durch das Leben geleitet wird.

10 Notenpunkte
Bemerkung des Lehrers:
Zu komplexe Sprache.

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Author: Per Guth
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